Organisation der Bruderschaft

Unter den Schwarzenhäupter Gesellschaften in den baltischen Städten war die Revaler eine der ältesten. Ihre innere Organisation folgt hansischen Prinzipien und ist im Wesentlichen bis heute unverändert. Die Bruderschaft setzt sich zusammen aus der Ältestenbank (einer Art Vorstand) und der Bruderbank, die im Sinne einer Mitgliederversammlung alle Brüder erfasst. Aus der Zahl der Ältesten werden vier erkorene Älteste auf Lebzeit gewählt, die jährlich im Vorsitz wechseln (Erkorener Ältester am Wort). Die Bruderbank wählt zwei Wortführer, die in der Ältestenbank Sitz und Stimme haben und dort die Bruderbank vertreten.

Am Tag vor Lätare, das man jedes Jahr am dritten Sonntag vor Ostern feiert, fand traditionell die Versammlung der Schwarzenhäupter statt, auf welches ein festliches Essen, das Brudermahl, folgte und bis heute folgt.

Längst ist auch die Aufnahme von verheirateten Kaufleuten möglich. Für den Eintritt ist ein Mindestalter von 18 Jahren festgelegt. In der Regel sollte der Kandidat nicht älter als 45 Jahre sein. Die Zahl der Mitglieder ist mit 100 limitiert – diese Bestimmung wurde vom alten Revaler Schragen übernommen. Heute tragen die Brüder, Deutsche, Esten und andere das Abzeichen der Bruderschaft am Revers. Es ziert auch die Eingangstür des angestammten Hauses in Tallinn.

Die jungen Brüder stammten früher, bis 1940,  in der Mehrzahl aus alten Revaler Rats- und Kaufmannsfamilien, deren Vorfahren in einzelnen Fällen bereits über 300 Jahre der Bruderschaft angehört hatten. Heute spielt die Herkunft bei der Aufnahme keine Rolle, umso mehr das Interesse für die Bruderschaft und deren gemeinsame Werte sowie das Interesse an der deutschen Sprache.

In den alteingesessenen Revaler Handelshäusern galt der junge Angestellte als absolut integer und rechtschaffen, wenn er Mitglied der Bruderschaft war. So wurde manchem jungen Mann von seinem Chef nahegelegt, sich um die Aufnahme ins Corps, d.h. in die Bruderschaft, zu bemühen. Hier entfielen alle standesbedingten Differenzen oder Unterschiede. Ein Teil der älteren und bewährten Brüder bildete die schon erwähnte Ältestenbank und die überwiegende Mehrzahl die Bruderbank, doch gab es bei allen Zusammenkünften und festlichen Gelegenheiten keine Unterschiede.