Das Schwarzenhäupterhaus

Das Haus der Schwarzenhäupter, in dem die Bruderschaft seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts ihre Zusammenkünfte und gesellschaftlichen Veranstaltungen (damals Steven und Drunken genannt) abhielt und das 1531 von ihr käuflich erworben wurde, steht in der Revaler Langstraße 26/Pikk 26.

Es wurde im Inneren mehrfach umgebaut und um 1920 durch den Ankauf und die Einbeziehung des daneben liegenden ehemaligen Hauses der Olaigilde wesentlich erweitert. Auch kam es 1929 zur Eingliederung eines Teils des benachbarten Hauses der Immobilienbank. Dabei blieb jedoch die Renaissancefassade aus dem XVI. Jahrhundert mit den Wappen der vier Hansekontore in Brügge, Novgorod, London und Bergen erhalten.

Im Obergeschoss lagen der Brudersaal und das Archivzimmer, die nur den zwecken der Bruderschaft vorbehalten blieben. Dort wurden die meisten Kunstschätze und Erinnerungsstücke aufbewahrt. Alle Sammlungen befinden sich heute, soweit erhalten, außerhalb des Hauses in verschiedenen Museen Tallinns und im Stadtarchiv Tallinn, ein Teil des historischen Archivs wird aber als Depositum der Bruderschaft im Staatsarchiv Hamburg verwahrt.

Die Schwarzhäupter haben das Eigentum am Haus zwangsweise verloren, als sie nach dem erzwungenen Anschluss Estlands an die Sowjetunion enteignet und auf Befehl des Chefs für innere Sicherheit der Estnischen SSR am 14. August 1940 aufgelöst wurden. Das Schwarzenhäupterhaus wurde von der «Kommission für die Liqudierung der geschlossenen Bruderschaft der Schwarzenhäupter zu Tallinn» übernommen. In einem offiziellen Verzeichnis «der zu nationalisierenden Häuser der Stadt Tallinn» wird auch das Haus Pikkstrasse 24/26, Eigentümer «Mustapea Vennaste Selts – «Schwarzen Häupter Corp.» aufgeführt.

Der nach deutschem Vereinsrecht als Rechtsnachfolger in Hamburg gegründete Verein, die ”Bruderschaft der Schwarzenhäupter aus Reval”, fordert nach Wiedererlangung der estnischen Unabhängigkeit das Eigentum an ihrem 1531 erworbenen Stammhaus als restitutionsberechtigtes Rechtssubjekt zurück. Der Restitutionsprozess ist bis heute offen.

Quelle: TALLINNA MUSTPEAD – Die Revaler Schwarzenhäupter, Geschichte und Schätze der Bruderschaft der Schwarzenhäupter; herausgegeben vom Stadtarchiv Tallinn, Tallinn 1999.